5. Dezember 2020
Wir fanden den zweiten Krimi der Haaner Autorin, deren Geschichten konsequent in Haan spielen, ziemlich gut. Also stürzten wir uns auch auf den Dritten. Hier schreibt Kirsten Voosen-Reinhardt in ihrer dritten Geschichte einen ziemlichen Genre-Mix – funktioniert das?
Das ist gar nicht so leicht wiederzugeben: Es gibt einen historischen Handlungsstrang und einen, der im fernen Japan spielt – verbunden über eine japanische Figur, die die Vergangenheit ins Haan der Gegenwart trägt und dort wieder auf Beil und Dampf trifft, die wir beispielsweise schon aus Eine Königin zieht das Schwert kennen.
Das alles könnte Spaß machen. Wer jedoch mit der Erwartungshaltung eines Krimi-Lesers an dieses Buch geht, der wird recht schnell müde… Nach einem Viertel des Buches kommt der Verdacht auf: Das ist eigentlich kein Krimi.
Die Schilderungen der Vergangenheitsstränge ergehen sich in breiten, ausgiebigen Schilderungen, die eher ein Info-Dump sind. Hier wird nicht erzählt., hier werden über breite Phasen eher Fakten aneinander gereiht, von der die Autorin meint, der Leser solle sie kennen. Das drückt es dem Leser so richtig ins Gesicht. Das ist nicht unterhaltsam und auch nicht wirklich spannend.
Die Spannung leidet heftig unter den langen Info-Passagen. Wer sich auf eine Ermittlung freut, kommt lange Zeit nicht auf seine Kosten. In aller Fairness: Das Buch heißt “Haaner Krimi”. Am Ende des Tages ist es über Phasen eher eine Art Historienroman. Auch in der Gegenwart spürt man eher die Erzählung als den Krimi. Die Verstrickungen der Geschichte wirken reichlich konstruiert und die schwachen Figuren sind nicht recht in der Lage, sie zu tragen. Wir kaufen die Geschichte am Ende einfach nicht – und selbst wenn: So richtig rätselhaft, spannend und mitreißend ist sie auch dann nicht.
Ein wenig Lektorat hätte auch nicht schaden können. Da fehlt hier mal ein Leerzeichen, dort ein Satzzeichen, hier ein Buchstabe – alles nicht wirklich kritisch und kommt auch bei großen Verlagen vor. Unerträglich aber: Die Figuren müssen sich alle einen “Apostroph-S” andichten lassen.
Es heißt in der Deutschen Sprache einfach nicht “Beil’s Schreibtisch” oder “Miyu’s Gesicht” – das nervt und kommt natürlich praktisch auf jeder Seite vor. Dass sich die Autorin am Ende des Buches bei ihrer Lektorin bedankt, ist da schon ein wenig erschreckend.
Unklar auch, warum nach den meisten Absätzen ein Leerzeichen folgt oder auch mal zwei. Oder warum “Du” und “Sie” oft groß geschrieben werden in der direkten Rede – aber eben nicht immer. Noch Rätselhafter: Literaturverweise samt ISBN im Fließtext… da kommt beim Lesen das Gefühl auf, gegen eine Wand zu prallen.
Wir sind eher enttäuscht von dem dritten Haaner Krimi. Hier passt vieles nicht zusammen – ein spannender Lesefluss wie im Vorgänger entsteht hier leider nicht und wir kommen in der Abstimmung nur auf 34 Punkte.
8. März 2020
Eine Königin zieht das Schwert klingt aus der Ferne erst einmal nicht recht wie ein typischer Titel für einen Krimi. Und das ist passend, denn Kirsten Voosen-Reinhardt hat hier auch ein Buch verfasst, das ein so ganz typischer Krimi ist.
Geschickt verwebt die Autorin Handlungen in Vergangenheit und Gegenwart in eine Geschichte, die auf eine Explosion zusteuert, wie man sie in dieser Art tatsächlich nur selten in Krimis findet. Das hat wirklich Größe, denn hier kommt nicht ein großer Knall zu Beginn, hinter dem dann her ermittelt wird. Die Geschichte ist vielmehr auf mehreren Ebenen aufgebaut, auf denen sie sich jeweils mit großer sprachlicher Stärke und Kontinuität entwickelt und auf verschiedene Höhepunkte zusteuert.
In all das hinein webt die Autorin Schicksale von Vergewaltigung, der entbehrungsreichen Nachkriegszeit und der Haaner Kirmes, die der Autorin sehr am Herzen liegt. Eigentlich ist das wirklich gutes Erzählkino.
Was am Ende passieren muss, ist vollkommen klar – auch, dass es passieren wird – aber das macht erst einmal nichts. Kirsten Voosen-Reinhardt gelingt es, die Spannung grundlegend hoch und kontinuierlich zu halten. Dass dabei dann jedoch die Haaner Kirmes auch ohne Not über einen ungemein langen Zeitraum die wahre Hauptdarstellerin des Buches wird, ist jedoch anstrengend und etwas langatmig. Hier passiert einfach zu wenig Krimi. Da werden in dieser Phase Figuren schärfer gezeichnet, die eigentlich schon scharf gezeichnet sind. Und speziell bei der Charakterzeichnung hat die Autorin enorme Stärken.
Dann aber sind da diese schrägen Brüche: Hauptfiguren wie Hans Dampf (in allen Gassen) sind ebenso unverzeihlich wie Timo Beil (t-Mobile) – das nervt wirklich erheblich und ist in dem fein ziselierten Setting störend dick aufgetragen.
Wenig lesefreundlich ist leider die Unart, den historischen Part vollständig kursiv zu setzen. Kursive Schrift dient der Hervorhebung und ist über längere Strecken unangenehm und senkt diese Lesefreundlichkeit erheblich. Und das doch eigentlich ohne Not bei einer Autorin, die die Geschichte auch ohne solche unnötigen Kunstgriffe differenzieren könnte. Dass es dann in wörtlicher Rede am Ende Fußnoten mit Quellverweisen gibt, sprengt den Rahmen.
Ein ungewöhnliches Lese-Erlebnis und uns am Ende eine Zwei mit dickem Plus wert. Die Geschichte wäre eine ohne Mühe eine 1, die unnötigen Brüche jedoch machen einiges so holprig, dass die Lesefreude an diesen Stellen immer wieder ohne Not bricht. Unser Score: 86
Zeitgemäße Thematik
Sie, die Ungeliebte, will ein paar unbeschwerte Tage auf der Haaner Kirmes verbringen. An der Bratwurstbude von Kebben entdeckte sie einen alten Bekannten. Mit ihm hatte sie noch eine Rechnung offen. Kirsten Voosen-Reinhardt ist es gelungen mit diesem Buch sowohl die Haaner Kirmes in Szene zu setzen, als auch ein wirklich brisantes Thema aufzugreifen. Obwohl sehr schnell klar war, welchen Hintergrund die Morde haben, blieb das Buch bis zum Ende spannend, denn man weiß einfach nicht wer die Ungeliebte und wer der alte Bekannte ist. Die Ungeliebte war mir von Anfang an sympatisch. Die wechselnden Zeitsprünge haben mir sehr gefallen, so kann der Leser erkennen was die Mörderin in ihrer Jugend erlebte und woher ihre Rachegefühle kamen. Auch dass die Gedankengänge beschrieben wurden, hat für mich das Buch rund gemacht. Die Kirmesgeschichten haben es mir besonders angetan. Da mir die Mischung aus der Kulisse und spannendem Kriminalfall sehr gut gefallen hat, gibt es von mir eine klare Leseempfehlung.
Rezension auf Lesejury und Thalia
ich bin begeistert
Ich bin begeistert von diesem Buch. Ich habe es gekauft weil ich Mettmann und die Haaner Kirmes liebe. Der Krimi war sehr spannend und ich freue mich schon auf den nächsten Fall. Spannender Roman mit brisanter ...
Rezension auf Lesejury und Thalia
sehr zu empfehlen
Dieses ist das erste Buch welches ich von der Autorin gelesen habe. Es war die Empfehlung einer Freundin. Da ich selber in Gruiten wohne, fühlte ich eine gewisse Vertrautheit der Haaner Kirmes. Der Schreibstil hat mir ebenfalls sehr gut gefallen und die spannende Geschichte ebenso. Absolute Weiterempfehlung!
Rezension auf Lesejury und Thalia
absolut lesenswert
Dieses Buch lag unter meinem Tannenbaum. Eigentlich wollte nur mal kurz reinlesen, aber dann konnte ich es nicht mehr
weglegen. Das Buch hat mir manche Sichtweisen verständlicher gemacht.
Ein lesenswertes Buch. Ich würde sogar behaupten, dass man dieses Buch unbedingt gelesen haben muss, nicht nur wenn man,
so wie ich aus Haan kommt. Bravo, sehr gut gelungener Krimi mit Kirmesambiente! Die Handlung ist schlüssig und mit einem Funken Wahrheit versehen. Sehr gut zu lesen und eine sehr wichtige und
aktuelle Problematik thematisiert.
Die Haaner Kirmes als Tatort gibt dem Krimi noch einen zusätzlichen Reiz.